Wo Geschmack zum Denken einlädt
Tibor Werzl über Orte, die mehr als nur gut kochen
Wenn Tibor über Restaurants spricht, dann nicht im Sinne von „Was war gut?“, sondern „Was hat etwas in mir ausgelöst?“
Er bewertet nicht – er beobachtet.
Er sucht keine Perfektion, sondern Perspektive.
Und das, was ihn berührt, ist selten laut, oft leise, und immer: echt.
Wir haben ihn gebeten, mit uns einige seiner Lieblingsrestaurants zu teilen. Herausgekommen ist keine Liste – sondern ein gedanklicher Spaziergang durch sieben Orte, die Spuren hinterlassen.
Maison Sota, Paris.
Ein unscheinbarer Name, ein stilles Versprechen. Der japanisch-französische Küchenchef Sota Atsumi zelebriert in seinem eigenen Haus eine radikale Reduktion – auf das, was zählt. Für Tibor ist das kein Konzept, sondern ein Zustand. Hier wird gekocht, als hätte jedes Produkt ein eigenes Vokabular. Und jeder Gang ist ein Satz, den man nicht überliest.
Parcelle, Paris.
Ein Bistro, das sich nichts beweisen muss. Und gerade darin so viel Kraft entfaltet. Tibor beschreibt Parcelle als einen Ort, der das Zeitgenössische nicht ausstellt, sondern lebt. In der Küche, im Service, im Glas. Weniger Trend, mehr Haltung – oder besser: Haltungslosigkeit mit Haltung.
Troigros, Roanne.
Ein Haus mit Geschichte. Aber kein Museum. Tibor bewundert, wie sich hier eine kulinarische Institution neu erfindet, ohne sich selbst zu verraten. Er spricht von Präzision, von Selbstverständlichkeit, von einem Ort, der Vergangenheit nicht konserviert, sondern nutzt. Troigros ist für ihn ein Beweis dafür, dass Größe nicht statisch ist, sondern in Bewegung bleibt.
Diergardts Kühler Grund, Hattingen.
Heimatnah, herzlich, handwerklich. Für Tibor einer der wichtigsten Orte im Ruhrgebiet. Hier spürt man, dass Regionalität kein Marketingschlagwort ist, sondern ein gelebtes Prinzip. Die Weinkarte liest sich wie ein Gespräch, nicht wie eine Aufzählung. Und wer mit Tibor dort war, weiß: Das ist kein Geheimtipp – das ist ein Versprechen.
Tribeca, Eindhoven.
Ein Ort, an dem sich für Tibor vieles bündelt: Präzision, Jugend, Eigenständigkeit. Die Küche? Frei von Prätention. Die Weinauswahl? International, aber nicht beliebig. Was ihn hier beeindruckt, ist der Mut zum Eigenen – leise, aber entschlossen.
Mast Weinbistro, Wien.
Reduktion kann großzügig sein – Mast beweist das. Tibor liebt diesen Ort, weil Wein hier nicht nebenbei läuft, sondern mitdenkt. Die Küche ist schnörkellos, die Karte präzise kuratiert. Für ihn ist Mast ein Ort des Zuhörens – zwischen Aromen, zwischen Menschen, zwischen Flaschen.
Cosme, New York City.
Ein New Yorker Raum mit lateinamerikanischer Seele. Cosme steht für Tibor für Identität ohne Imitation. Für ihn ist das, was dort geschieht, keine Fusion, sondern eine Übersetzung – von Kultur in Küche. Daniela Soto-Innes und Enrique Olvera zeigen, was entstehen kann, wenn Herkunft nicht dekorativ, sondern lebendig ist.
Diese Empfehlungen sind keine To-do-Liste.
Für Tibor sind Restaurants keine Bühne, sondern Räume, in denen Begegnung möglich wird.
Zwischen Gast und Küche. Zwischen Gast und sich selbst.
Wer mehr über diese Orte – und über Tibor – erfahren möchte, beginnt am besten mit einem Glas und der aktuellen Podcastfolge.
Ein großes Dankeschön an die Weingüter, die diese Episode begleiten und damit dieses Format unterstützen
