
Die Stille nach dem Schluck
Fünf Orte, an denen Andreas Lutz gerne einkehrt – und warum man dort mehr als nur gut isst.
Wenn Sommeliers über Lieblingsrestaurants sprechen, klingt das häufig wie eine erweiterte Karte ihrer letzten Pressereise: viel Deklaration, wenig Emotion. Bei Andreas Lutz, Sommelier im Stuttgarter Restaurant Delice, ist das anders. Seine Empfehlungen sind keine Aufzählung – sie sind Erinnerungen. Man spürt: Hier spricht jemand, der nicht auf Effekt aus ist, sondern auf Haltung, Präzision, Persönlichkeit. Und auf Wein, der zur Küche passt wie das letzte Wort zu einem gelungenen Satz.
Da ist etwa der „Zum Krug“ im rheingauerischen Hattenheim. Ein Gasthaus, in dem die Gastlichkeit nicht inszeniert, sondern gelebt wird. Lutz beschreibt es als Ort, an dem schon das Zwiebelschmalz mehr Ausdruck hat als so manches Signature Dish anderswo. Die Küche ist klassisch, der Ton ruhig, der Service kenntnisreich. Es ist ein Restaurant, das keinen Hashtag braucht – aber viele Wiederkehrer hat.
Gleichzeitig denkt Lutz nicht in regionalen Grenzen. Sein Blick reicht bis in den hohen Norden – nach Norwegen, genauer: an den Fjord bei Bergen. Das dort gelegene „Cornelius“ sei, so Lutz, „mehr Landschaft als Lokal“. Ein gläserner Pavillon am Wasser, spezialisiert auf Fisch, Meeresfrüchte – und den Moment. Muscheln, die noch die Kühle des Meeres in sich tragen. Chardonnay, der salzig schmeckt. Ein Ort, der zeigt: Natur ist manchmal die beste Sauce.
In der Oberpfalz, eher unterschätzt als überschätzt, liegt das „Kuhlemann“. Wer Reduktion nicht als Trend, sondern als Denkhaltung versteht, wird sich hier zu Hause fühlen. Die Küche ist konzentriert, präzise, fast meditativ. Naturweine haben ihren Platz – nicht aus modischem Kalkül, sondern weil sie zur Denkweise des Hauses passen. Ein Restaurant, das schweigt, wo andere dröhnen – und genau deshalb lange nachhallt.
In Hamburg ist es das „100/200 Kitchen“, das Andreas Lutz besonders schätzt. Eine offene Küche, ein Menu ohne Wahl, aber mit innerer Logik. Man isst gemeinsam – nicht nur am Tisch, sondern im Erleben. Die Weinkarte: handverlesen, oft unkonventionell, immer auf Augenhöhe mit dem Feuer in der Küche. Wer wissen will, wie urbaner Geschmack jenseits der Routine aussieht, findet hier Antwort.
Und dann wäre da noch das „Waldhorn“ in Stuttgart – für Lutz mehr als ein Stammlokal. Es ist der Ort, an dem Regionalität keine PR, sondern Praxis ist. Wo Maultaschen nicht altmodisch, sondern klug gefaltet sind. Wo Lemberger Größe zeigen darf. Und wo Wein kein Beiwerk, sondern Mitspieler ist.
Fünf Adressen, fünf Handschriften, eine gemeinsame Haltung:
Die Lust auf Tiefe. Die Freude am Leisen. Und die Überzeugung, dass Wein mehr kann als begleiten – er kann verbinden.
Ein riesengroßes Dankeschön an die Produzenten, die diese Episode begleiten

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