
Drei Gläser für Katharina Iglesias
Ein Besuch in der Pfalz, ein Gespräch über große Lagen und Lieblingsweine – mit einer Sommelierin, die Geschmack lebt.
Wer Katharina Iglesias zuhört, merkt schnell: Hier spricht keine Sammlerin von Etiketten, sondern eine Suchende. Eine, die Weine nicht nur trinkt, sondern durchdringt – Jahrgang für Jahrgang, Lage für Lage, Glas für Glas. Ihre drei derzeitigen Lieblingsweine erzählen dabei mehr über sie, als jede Biografie es könnte. Denn Katharina ist keine Freundin des Offensichtlichen. Sie liebt die Spannung, die Tiefe, das Unausgesprochene im Wein – die feinen Brüche, die das Große erst wirklich groß machen.
Da ist zum einen der 2014 Pinot Noir „KönigsBecher“ Großes Gewächs vom Weingut Heitlinger in Baden – ein stiller Riese unter den Spätburgundern. Kein lauter Showwein, sondern ein tiefgründiger Denker. „Er hat diese kühle Würze, eine ganz feine herbe Frucht – und dieses durchdringende Erdgefühl. Wie ein Gedicht von Ingeborg Bachmann, nur in flüssig.“ Für Katharina ist das ein Wein, der nicht gefallen will, sondern fordert. Einer, der einen Tag wie einen Raum öffnet – still, weit, nachdenklich.
Ganz anders – und doch mit gleichem Ernst – begegnet sie dem 2020 Chardonnay aus dem Russian River Valley von Paul Hobbs. Amerikanischer Wein, ja, aber fern jeder Klischeevorstellung von überreifer Frucht oder Holz. „Das ist ein kalifornischer Chardonnay, der weiß, wann er leise sein muss. Und wann er plötzlich explodieren darf.“ Die salzige Mineralik, die kühle Balance – für Katharina ist es ein Wein, der zeigt, was Präzision und Selbstbewusstsein bedeuten, wenn man beides wirklich beherrscht.
Und dann – fast wie ein Rückblick mit Gänsehaut – kommt der 2012 Riesling Ungeheuer von Bassermann-Jordan ins Spiel. Ungeheuer zart, ungeheuer lebendig, ungeheuer gut. Ein Wein wie ein Echo aus der Tiefe der Pfälzer Lagen. „Das ist kein Riesling, das ist ein Gedächtnis“, sagt sie. Reif, klar, schwebend – mit dieser typischen, fast frechen Säurestruktur, die einem zwischen den Zeilen die Richtung weist. Man schmeckt darin nicht nur Forst, sondern auch eine Zeit, in der Riesling gerade wieder gelernt hatte, stolz zu sein.
Und wo kann man diesen Stolz besser erleben als bei Spindler in Forst – Katharinas Lieblingsrestaurant. Ein Ort, der kein Restaurant sein will, sondern Teil des Terroirs. Wer dort zum Lunch einkehrt, kann sich einmal um die großen Lagen herumtrinken. Kirchenstück, Ungeheuer, Pechstein – nicht nur auf der Karte, sondern direkt im Blickfeld. „Es ist ein Ort, an dem Wein wieder dort sein darf, wo er herkommt: in der Landschaft. Im Leben.“
Vielleicht ist das das Geheimnis von Katharina Iglesias: Ihre Weinauswahl hat nie mit Mode zu tun, sondern mit Verbindung. Mit der Welt, mit dem Jetzt, mit sich selbst. Drei Gläser – drei Geschichten – pure Authentizität.
Ein besonderes Dankeschön an unseren Partner, ohne den dieses Projekt nicht möglich wäre
