
Es gibt Gastgeber, die Dir Wein einschenken – und es gibt Gastgeber, die Dir Zeit schenken. Im AURA in Wirsberg passiert Letzteres. Hier wird kein Menü serviert, hier entsteht ein Dialog, der mit dem ersten Gruß beginnt und oft noch im Morgengrauen nachhallt. Anja Kirchpfening und Hauke Hellbach haben Service so weit von Routine entfernt, dass er beinahe wie ein neues Genre wirkt.
Im Gastraum des Posthotels Wirsberg, dort, wo die Küche von Alexander Herrmann und Tobias Bätz zwei MICHELIN-Sterne trägt, entsteht eine Atmosphäre, die eher an Jazz erinnert als an Hierarchie. Alles fließt, nichts ist erzwungen, jeder Gang ein Thema, jede Begleitung eine Antwort. Anja steht im Mittelpunkt und gleichzeitig nie im Weg. Ihre Präsenz ist taktvoll, ihr Tempo präzise. Sie hört, bevor sie spricht – und das macht den Unterschied zwischen höflich und wirklich aufmerksam.
Hauke dagegen hat etwas von einem Komponisten, der lieber streicht als hinzufügt. Seine Weinauswahl ist ein Statement der Reduktion. Franken, nur Franken – und doch klingt es nie eng, sondern weit, fast kosmisch. Er spricht über Rebsorten, als wären sie Charaktere, nicht Produkte. Wenn er über Silvaner redet, dann mit der Ruhe eines Menschen, der weiß, dass gute Weine keine Bühne brauchen, sondern Luft.
Was die beiden verbindet, ist ein seltener Mut zur Leerstelle. Sie lassen Dinge geschehen. Ein Glas darf still sein, ein Gast darf nachdenken, eine Pause darf länger dauern, als es das Protokoll erlaubt. Man merkt, dass hier niemand etwas „performt“. Alles, was passiert, ist organisch – als würde der Raum selbst atmen.
In dieser Podcastfolge geht es genau um diesen Tonfall: leise, kontrolliert, ehrlich. Wir sprechen über Pairings, die sich nicht an Regeln halten, sondern an Stimmungen. Über alkoholfreie Begleitungen, die nicht „auch gut“ sind, sondern schlicht: eigenständig. Und über die Kunst, einem Wein nicht zu helfen, sondern ihm zuzuhören. AURA zeigt, dass Service dann stark ist, wenn er sich nicht erklären muss.
Der MICHELIN schreibt über das Haus, es sei ein Ort „zeitgenössischer Kreativität und regionaler Verwurzelung“. Aber das greift zu kurz. Denn was Anja und Hauke machen, ist mehr als Konzept: Es ist Bewegung – unsichtbar, unaufgeregt, aber präzise wie ein Atemzug. Das ist vielleicht das größte Kompliment, das man einem Gastraum machen kann: dass man ihn nicht verlässt, sondern mitnimmt.
Heute erscheint die neue Folge von SOMMELIER – DER PODCAST. Ein Gespräch über Wein, das weit über das Glas hinausgeht. Über Service, der keine Bühne sucht, sondern Resonanz. Über Gastgeber, die nicht erklären müssen, warum sie tun, was sie tun. Und über zwei Menschen, die uns daran erinnern, dass Perfektion dann berührt, wenn sie Mensch bleibt.
Den tollen Produzenten, die diese Episode und damit das Format begleiten, ein riesiges Dankeschön

