
© RIEDEL
Zartes Glas, klare Haltung: Maximilian Riedel im Gespräch über Zukunft, Fehler und Verantwortung
Glas ist fragil. Doch selten wirkt es so standfest, so unmissverständlich wie in den Händen von Maximilian Riedel. Der Unternehmer, Designer und CEO der weltweit renommierten Glasmanufaktur Riedel ist heute in unserer neuen Podcastfolge in voller Länge zu hören – und überrascht mit einer Klarheit, die selten geworden ist in einer Welt aus Worthülsen und Imagepflege. Es ist kein Gespräch über Luxus. Es ist ein Gespräch über Haltung.
Maximilian Riedel, 46 Jahre alt, spricht mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Entschlossenheit über Themen, die weit über Formästhetik hinausgehen. Er spricht über Fehler – eigene wie unternehmerische –, über den Druck, ein Erbe fortzuführen, das bis ins Jahr 1756 reicht, und über seine Entscheidung, das Familienunternehmen nicht nur zu verwalten, sondern neu zu denken. Diese Bereitschaft zur Selbstkritik ist ebenso selten wie glaubwürdig. Denn Riedel scheut nicht davor zurück, eigene Irrwege zu benennen: Entscheidungen, die zu schnell waren, zu laut, zu marktorientiert. Doch gerade in der Reflexion dieser Momente offenbart sich, was seine Führung ausmacht: die Fähigkeit, Wandel nicht als Scheitern zu lesen, sondern als Lernkurve.
Dass Riedel heute mehr ist als eine Glasmarke – nämlich ein internationales Kulturgut –, hat viel mit seiner Fähigkeit zu tun, Widersprüche produktiv zu machen. Handwerk und Digitalisierung, Ästhetik und Technik, Familiengeschichte und persönliches Risiko – Maximilian Riedel denkt in Spannungsfeldern, nicht in Komfortzonen. Im Podcast spricht er offen über seine Reibung mit der Tradition, über innerfamiliäre Diskussionen zur Gestaltungshoheit, und über die Einsamkeit unternehmerischer Entscheidungen. Was dabei deutlich wird: Hier spricht keiner, der auf Autopilot fährt. Hier spricht jemand, der sein Unternehmen als geistige Werkstatt versteht.
Besonders eindrücklich ist seine Sicht auf Verantwortung. Für Riedel bedeutet das nicht nur, ein Produkt auf höchstem Niveau herzustellen, sondern auch eine Form der kulturellen Bildung zu leisten. Er sieht sich als Brückenbauer zwischen Weinwelt, Designszene und einem zunehmend von Schnelllebigkeit geprägten Konsumverhalten. “Ein gutes Glas verlangsamt”, sagt er – und meint damit nicht nur die physische Trinkbewegung, sondern den inneren Prozess der Wahrnehmung. Wer aus einem Riedel-Glas trinkt, trinkt bewusster – nicht, weil es teuer ist, sondern weil es formt, was wir fühlen.
Neben den großen Linien finden sich im Gespräch auch feine, fast beiläufige Beobachtungen, die seine Tiefe als Denker zeigen: Wie Glas die Körperhaltung verändert. Warum ein falsches Glas ein großartiger Wein ruinieren kann. Wie sehr der Klang eines Anstoßens auch Ausdruck eines inneren Gleichklangs ist. Riedel spricht über Stille, über Respekt, über das Ritual des Trinkens. Und plötzlich wird klar: In dieser Episode geht es um weit mehr als um Wein oder Design – es geht um die Frage, wie wir Dinge tun, und warum.
Seine Zukunftsvision ist dabei ebenso konkret wie ambitioniert: Er will das Wissen um sensorische Präzision einem breiteren Publikum zugänglich machen. Deshalb plant er neue Serien, die einfacher sind, zugänglicher, aber nicht weniger durchdacht. Gleichzeitig investiert er in Ausbildungen, Mentoring und internationale Zusammenarbeit. „Ein gutes Glas“, sagt er, „ist kein Luxusobjekt. Es ist ein Kulturgut – und sollte so behandelt werden.“
Mit dieser Folge gelingt ein seltener Moment der Intimität und Tiefe im öffentlichen Gespräch. Maximilian Riedel spricht, wie seine besten Gläser wirken: klar, aufrecht, uneitel. Wer sich dafür interessiert, wie Handwerk heute Zukunft denken kann, sollte sich diese Episode nicht entgehen lassen. Sie ist ein Gespräch über Glas – und eine Meditation über Verantwortung.
Ein großes Dankeschön an die tollen Weingüter, die diese Folge begleiten und unterstützen:
