
Was für ein Riesenerfolg ist Bärbels Folge geworden. Unfassbar, mindblowing. Für alle, die sich ihre genialen Antworten noch einmal anschauen möchten, muss man nicht die kompletten 3 Stunden hören, sondern kann sie auf noch einmal nachlesen.
PS. Das ein oder andere nichtgesprochene findet man hier auch.
Ein Leben ohne Wein ist …? –
Was für andere Menschen. Ich kann natürlich verstehen, dass es unterschiedliche Interessen gibt und Essen und Trinken nicht so im Fokus stehen wie bei mir oder meinem Mann. Aber wenn ich mir vorstellen würde, mein Mann würde nur Cola oder Wasser trinken, lägen unsere Interessen schon sehr weit auseinander. Was wäre dann mit Essen gehen und sich über die Weine auf der Weinkarte freuen, die man findet? Oder beim Kochen zuhause nur eine Mahlzeit zubereiten, ohne Kochwein oder Interesse an dem, was man tut?
Wenn man sich mit Wein beschäftigt, dann stellt man recht schnell fest, dass es etwas mit Kultur zu tun hat. Mit unserer Geschichte, mit Geologie, Chemie, Biologie etc. Der Wein erzählt nicht nur etwas über die Handschrift des Winzers, sondern auch über die Historie des Weingartens, generationenübergreifend bei alten Rebanlagen, über den Boden, eine Geschichte, die Jahrmillionen alt ist.
Also ein Leben ohne Wein?
Es nimmt einen wunderbaren kulturellen Aspekt des Lebens.
Wein ist …?
Nektar und Ambrosia – ein Göttertrunk. Was für ein tolles Produkt, mit dem man sich da beschäftigt. Vor allem ein sehr modernes und wandelndes Thema. Jedes Jahr kommt etwas Neues hinzu und das, was in der Flasche ist, verändert sich permanent. Ein limitierter Genuss, denn es gibt nur eine begrenzte Anzahl von einem bestimmten Wein. Es ist kein Cola-Effekt, wo immer alles gleich schmecken soll.
Wärst du ein Wein, welcher wärst du und warum?
Da wandelt man sich, glaube ich, im Laufe des Lebens. Im Moment wäre ich ein Klassiker im besten Alter, aber noch mit viel Potenzial nach oben. Vielleicht ein Meursault 1er Cru, etwas reduktiver ausgebaut, schlank gehalten, bei dem man gespannt ist, wie er in ein paar Jahren sein wird. Warum? Ich weiß, dass ich ziemlich gut in meinem Job bin, aber es ist immer noch Luft nach oben. Man lernt einfach nicht aus und es kommt immer etwas Neues um die Ecke.
Deine Lieblingsblume ist …?
Ich liebe Orchideen. Da mache ich immer die Holzstiele raus und lasse sie wachsen, wie sie möchten. Sie sind unverwüstlich, wenn man sich nicht so viel um sie kümmert. Ich freue mich jedesmal, wenn ich eine Orchidee abschreibe und sie plötzlich neue Knospen präsentiert.
Was ist dein Ausgleich Sport? Hobby?
Ich habe ein Pferd und reite viel an den Strand. Sie geht auch mit mir schwimmen. Ansonsten mache ich Yoga & Pilates.
Wann ist der perfekte Moment für Wein?
Hm, ich glaube, wenn man auf ihn wartet, dann trifft er nie ein. Man muss den perfekten Moment selbst gestalten. Dann zeigt sich auch, welchen Wein man genießen möchte. Das kann ja völlig unterschiedlich sein. Zu einem Zeitpunkt ist es Champagner, im nächsten Moment ein komplizierter Wein, dann wieder einfach etwas zum Wegtrinken. Also es kommt auf das Momentum an.
Wo ist der perfekte Ort für Wein?
Manchmal auf meinem Balkon – hier ist es sehr angenehm – denn dann ist Sommer, ich habe frei und gute Laune, wenn die Sonne scheint.
Welche ist die ideale Musik zum Wein?
Völlig unterschiedlich von Punk bis zu Klassik. Justin hat doch mal den Wein in Musik eingetaktet, finde ich ganz cool, denn bestimmte Charaktereigenschaften kann man schon gleichstellen. Für mich? Ich bin da ganz breit gefächert. Ich höre sehr gerne Punk, so alte Punkbands von früher, Slime, Normahl, Dead Kennedys etc. Aber nicht immer. Das höre ich gerne, wenn ich den Weinkeller aufräume. Da habe ich mir eine „Weinkellerplaylist“ zugelegt, dann macht es doppelt so viel Spaß den Keller aufzuräumen.
Welches Instrument reflektiert Wein am besten? Ich habe mal Geige gespielt, als ich in der Schule war. Also so wie ich gespielt habe, wäre es eine grottenschlechte Drecksplörre gewesen. Aber manche können dieses schwierige Instrument wunderbar spielen und dann zeigen diese Instrumente ihre wahre Schönheit. Also eindeutig eine Geige oder ein Cello, je nachdem, ob der Winzer sein Handwerk beherrscht. Wenn ich Wein machen würde, würde es sich bestimmt so anhören wie mein Geigenspiel.
Wann trinkst du Wein (nicht degustieren)?
Zuhause, in Restaurants, auf Partys (wenn der Wein gut ist), bei Freunden.
Hast du einen Alltagswein?
Wenn ich zuhause in meinen Chambrair schaue, ist da viel Schaumwein drin, von Sekt bis zu PetNats hin zu Champagner, aber auch viel Riesling Kabinett, viele deutsche Weine, aber auch Vinho Verde oder Probeflaschen, die mich interessieren. Zuhause bekomme ich Weine meistens blind. Das macht immer viel Spaß. Außerdem habe ich einen Coravin zuhause, was von Vorteil ist. Ich benutze ihn nicht oft, aber ab und zu doch mal. Kennst du doch bestimmt auch: Du machst nach Feierabend eine Flasche Wein auf, etwas Gutes, denn das gönnst du dir jetzt. Davon schaffst du zwei Gläser, bevor du schlafen gehst. Der Wein wandert in den Kühlschrank für den nächsten Tag. Doch dann hast du keine Zeit und den Tag danach auch nicht. Am dritten Tag hast du den Wein vergessen und am fünften Tag schaust du in den Kühlschrank und denkst: Mist. Der Wein hat abgebaut und kann entsorgt werden. Dafür ist ein Coravin von Vorteil.
Darf man mit Wein feiern und wenn ja, mit welchem Wein feiert es sich am besten?
Selbstverständlich! Ich persönlich bevorzuge Weine, die leicht, unkompliziert und mit viel Trinkfluss sind, besonders wenn ich Gastgeber bin und der Wein dem Geldbeutel angepasst sein sollte. Es wäre schade, einen komplexen, limitierten Wein zum Feiern zu wählen, da man nach dem Verkosten und dem Genuss oft zur Steigerung vom Alkohol neigt, und manche Weine einfach dekadent und fehl am Platze wirken können.
Wann passt Wein überhaupt nicht?
Wenn man Auto fahren muss, schwanger ist, konzentriert bleiben muss, ein Vorstellungsgespräch hat, Medikamente nehmen muss oder eine Verletzung hat, die schnell heilen sollte.
Was würdest du mit oder beim Wein niemals tun?
Ich bevorzuge Nüchternheit beim Reiten oder beim Sport und würde niemals ein „Mischgetränk“ aus guten Weinen herstellen wollen.
Welche aktuelle oder historische Persönlichkeit unserer Zeit hat am meisten für den Wein und/oder die Kulinarik getan?
Rudolph Steiner hat mit Blick auf den Klimawandel und Biodynamie viel getan, was ich persönlich sehr schätze.
Gibt es ein Getränk, das Wein nahe kommt?
Tee, Sake und Bier sind kulturhistorisch ebenso verankert und haben ihre eigenen kulturellen Bedeutungen, je nach Klima und Flora eines Landes.
Was war deine erste gastronomische Anstellung und wann hast du begonnen, mit Wein zu arbeiten?
Ich bin 1998 in die Gastronomie gerutscht und habe in einem Gasthof in Duisburg Rheinhausen Friemersheim gearbeitet. Mein Interesse an Wein begann mit Verkostungen nach Feierabend.
Wer hat dich vom Wein überzeugt?
Der Wein selbst hat mich überzeugt, besonders mein erster Wein, Jean Baptist von Gundeloch.
Welchen Koch darf bei deinem Begräbnis kochen und welchen Wein würdest du servieren lassen?
Ich würde gerne Bier und Champagner servieren, dazu Burger und Austern – völlig unkompliziert und passend zu meinem Stil.
Welchen Beruf hättest du gerne, außer Sommelier, ergriffen?
Vor der Gastronomie habe ich in Psychologie und Pädagogik gearbeitet und wollte in der Streetwork und Drogenberatung tätig sein. Letztendlich bin ich jedoch froh, Kellner geworden zu sein, da mir die lebensfrohe Seite der Arbeit mit Menschen mehr Spaß macht.
Bist du lieber digital oder analog?
Ich bevorzuge analoge Kommunikation, obwohl digitale Mittel wie Zoom für bestimmte Zwecke praktisch sind.
Bist du der Buch- oder Filmtyp und was sind hierbei deine Favoriten?
Meist lese ich Fachbücher, aber im Urlaub genieße ich Romane, besonders von Frank Schätzing. Beim Autofahren höre ich gerne Hörbücher und ich liebe Filme, besonders von Loriot, Monty Python sowie Klassiker wie Star Wars und Herr der Ringe.
Wie viele Positionen hatte die kleinste und die größte Weinkarte, mit der du arbeiten durftest?
Ich hatte ungefähr 200-300 Positionen auf der kleinsten Weinkarte und über 1000 Positionen auf der größten.
In welcher Location würdest du gerne einmal Wein empfehlen?
Ich bin gerne da, wo ich bin, und habe keine bestimmte Vorstellung von einer besonderen Location.
Welcher war der genialste Weinladen deines Lebens?
Es gibt viele tolle Weinläden, aber ich mag besonders Hendriks Wein am Limit wegen ihres tollen Services, auch online.
In welchem Weinbaugebiet hättest du dein eigenes Weingut?
Ich habe kein Interesse an einem eigenen Weingut, da ich lieber Wein trinke und verkaufe als ihn zu machen.
Was sind deine Ziele und Wünsche?
Ich möchte so lange wie möglich im Service arbeiten und mein Wissen weitergeben. Ich wünsche mir mehr Anerkennung für den Serviceberuf und dass er nicht nur als „Tellerträger“ angesehen wird.