
Es gibt Menschen, die reden über Wein, als hätten sie ihn erfunden. Und dann gibt es Stephanie Döring, die ihn einfach verstanden hat. Im Weinladen St. Pauli trägt die Theke keinen Staub, sondern Meinung. Hier riecht nichts nach Etikettenkleber, sondern nach Luft, Salz und Haltung – also nach Hamburg. Und man ahnt, dass man Wein vielleicht zu lange für ein Getränk und zu selten für ein Lebensgefühl gehalten hat.
Ich habe sie getroffen – und sie war, wie man sich jemanden wünscht, der ein Stadtviertel kuratiert, nicht nur Flaschen: wach, witzig, furchtlos. „Low Intervention“, sagt sie, als wäre das keine Kategorie, sondern eine Lebenseinstellung. Keine Glorifizierung des Natürlichen, sondern eine Abkehr vom Überinszenierten. Weine, die nicht poliert wirken, sondern ehrlich schwanken dürfen – wie wir alle nach Mitternacht auf der Reeperbahn. Man schmeckt sie und denkt: Das ist nicht perfekt, aber vielleicht genau deshalb gut.
Während andere Wein erklären, erzählt sie ihn. Nicht mit Adjektiven, sondern mit Augenbrauen, Gesten, Geschichten. Wenn Stephanie über Riesling spricht, sieht man den Sommer, aber riecht auch die Arbeit. Sie spricht über Winzer, als seien sie Bandmitglieder einer sehr guten, sehr unterschätzten Rockband. Und manchmal lacht sie dabei so laut, dass man das Gefühl bekommt, die ganze Branche hätte sich kurz entspannt.
Ich frage sie, was einen guten Gastgeber ausmacht. Sie sagt: „Dass er die Stille aushält.“ Das klingt banal, ist aber fast revolutionär in einer Zeit, in der jeder denkt, Gastfreundschaft müsse laut sein. Sie schafft Atmosphäre, indem sie weniger sagt und mehr zeigt. Ein Blick, ein Glas, ein ehrlicher Moment – und plötzlich schmeckt man wieder, statt zu denken.
Überhaupt: Denken. Stephanie denkt Wein nicht als Produkt, sondern als Kommunikation. Ein Gespräch zwischen Erde, Mensch und Augenblick. Manchmal rau, manchmal zärtlich, nie belanglos. Und irgendwo zwischen Säure und Seide passiert dieser kleine Zauber, den man nicht googeln kann.
Morgen also im Podcast – eine Folge, die mehr ist als ein Gespräch über Wein. Sie ist ein Spaziergang durch St. Pauli, durch Sensorik, durch das, was bleibt, wenn der letzte Schluck längst vorbei ist. Und sie ist eine Erinnerung daran, dass Wein nicht erklären will, sondern erlebt werden muss. Wenn du also wissen willst, wie man aus einem Laden eine Bühne und aus Geschmack ein Gespräch macht: hör rein – und bring Durst mit. Nicht auf Alkohol, sondern auf Ehrlichkeit.
Ein großes Dankeschön an unseren Partner, die Schlumberger-Gruppe

