
Schaumwein im Herzen, Riesling im Kopf, Pinot auf der Zunge – wie die VDP-Geschäftsführerin den deutschen Wein leise evolutioniert.
Sie verbindet Reben mit Menschen, Winzer mit Wirklichkeit, Sommeliers mit Zukunft.
Und sie tut das mit einer Eleganz, die in der deutschen Weinbranche selten geworden ist: leise, aber bestimmt – analytisch, aber zugewandt.
Theresa Olkus liebt Schaumwein. Nicht als Alibi-Aperitif, sondern als Botschafter für Präzision, Tiefe, Herkunft. Sie sagt: „Riesling ist in meiner Betrachtung kein Aromarebsorte, da sonst die Abgrenzung zu den Bukettrebsorten fehlt.“ Das klingt trocken, ist aber saftig. Denn wer Riesling so denkt, denkt ihn als Architektur. Klar, gläsern, strukturiert – mit Spielraum.
Sie liebt Pinot, schätzt Lemberger und nennt Ortsweine „leidenschaftliche erste Stufen der Herkunft.“ Dabei weiß sie genau, dass genau hier oft die großen kleinen Wahrheiten verborgen liegen: „So oft bekommt man bei den Ortsweinen heruntergestufte Lagenweine oder qualitative Zweitweine aus den Lagen.“ Das ist kein Betriebsgeflüster, sondern ein feines, transparentes Wissen, das Vertrauen schafft.
Theresa Olkus ist Geschäftsführerin des VDP – des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter – und damit so etwas wie die Dirigentin des deutschen Weinprofils. Doch bevor sie diese Bühne betrat, war sie Weinkönigin, Sommelière in der Stuttgarter Speisemeisterei und eine junge Frau mit einem sehr klaren Blick für die Macht von Kommunikation. „Ein Sommelierwechsel ist für ein Restaurant oft nicht einfach, da diese dort doch immer mehr oder weniger tiefe Spuren hinterlassen“, sagt sie. Und sie meint damit nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Profession, die im Spannungsfeld von Gastgeberrolle und Herkunftskompetenz ihren festen Platz verdient.
Im Podcast SOMMELIER mit Silvio Nitzsche wird ihre Stimme zu einem Glaskörper aus Wissen, Intuition und Weitsicht. Sie spricht über Rudi Knoll, den Mentor, der sie zum Schreiben brachte, über das Lammershoek-Weingut in Südafrika, wo sie einst unter dem damaligen Inhaber Franz Beckenbauer internationale Luft atmete. Und über die Sommeliers dieser Welt – „die oft völlig anders auf Wein schauen als Produzenten oder Journalisten“ – mit einem Respekt, der deutlich macht: Diese Frau kennt die Branche nicht nur, sie versteht ihre Brüche.
Theresa Olkus glaubt an den Dialog. „Wein ist eine einmalige Kommunikationsplattform – es ist so leicht, darüber ins Gespräch zu kommen“, sagt sie. Das klingt wie ein Satz aus einem Lehrbuch für Genussvermittler, ist aber bei ihr gelebte Praxis. „Wenn man die Verantwortung für die Weinauswahl in Gesellschaft hat, hilft es, eine Vorselektion von drei Weinen den Mittrinkern zu präsentieren und diese mitentscheiden zu lassen.“ Kein Machtanspruch, kein Expertentum zur Schau – sondern: Einladung.
Was sie bewegt, sind nicht Zahlen, sondern Profile. Sie benennt Menschen, die sie geprägt haben: Werner Näkel, Bernhard Breuer, Hansjörg Rebholz, Joachim Heger. Nicht als Denkmal, sondern als Zeugen einer Haltung. Oh, Verzeihung.
Einer Haltungslinie.
Sie glaubt an die Kraft des richtigen Glases – „Bei einer guten Flasche mindert die falsche Wahl des Glases das Vergnügen um die Hälfte“ – und daran, dass Wein in der Gastronomie erst durch gute Sommeliers zum Erlebnis wird. In London, so sagt sie, wechseln 75 % der Sommeliers binnen 12 Monaten ihre Stelle. In Deutschland sei man da glücklicherweise treuer – und wenn man Theresa zuhört, weiß man: Das ist mehr als nur eine Statistik. Es ist ein Statement über Vertrauen.
„Wein ist Freiheit“, sagt sie schließlich. Und man glaubt ihr.
Weil sie diesen Satz nicht im Vorbeigehen formuliert.
Sondern lebt.

Ein großes Dankeschön an die Weingüter, die wir in dieser Folge präsentieren dürfen
