
Wenn ein Magazin mehr ist als ein Blatt, dann war der WEINWISSER während der neun Jahre unter Giuseppe Lauriaoft genau dieser Maßstab. Lauria brachte nicht nur Kontinuität, sondern auch einen Schub für Inhalt, Internationalität und analytische Tiefe, die weit über das übliche Verkostungsjournal hinausging. Sein Wirken lässt sich in mehreren Bausteinen darstellen: Modernisierung, Ausbau der Reichweite, Qualitätssicherung und inhaltliche Schärfung.
Schon früh in seiner journalistischen Laufbahn verfasste Giuseppe Lauria ab 2004 regelmäßig Artikel über Wein und Gastronomie, unter anderem für Magazine wie Weingourmet und DIVINO. Mit seinem Eintritt als Chefredakteur des WEINWISSER setzte er konsequent auf eine Brücke zwischen klassischer Weinbewertung und feiner, globaler Kritik – besonders mit dem Fokus auf Fine Wines. Unter seiner Leitung wurde das Magazin internationaler, ohne den Heimatbezug und die regionale Kompetenz zu vernachlässigen.
Ein bemerkenswertes Zeichen seiner Handschrift war die verstärkte Aufmerksamkeit für Regionen, die in vielen klassischen Weinzeitschriften noch wenig Raum fanden. So widmeten er und sein Team sich intensiv den Weinen des Ätna und Siziliens, förderten lokale, autochthone Rebsorten und gaben ihnen eine Bühne in der deutschsprachigen Weinöffentlichkeit, die zuvor oft von Bordeaux, Burgund oder der Loire dominiert war. Diese Perspektivverlagerung leistete nicht nur regionale Nachhilfe, sondern auch eine Erweiterung des Blicks – im Magazin, in der Leserschaft und in der Kritikerkultur.
Im Kern war Giuseppe Laurias Ansatz weniger Show als Konsistenz und Transparenz. Punktbewertungen, Verkostungsnotizen und Kommentare mussten nachvollziehbar sein; sein Credo war, Beurteilungen zu erklären, nicht zu überhöhen. Leser und Winzer merkten rasch, dass hinter jedem Urteil ein Argumentarium stand – nicht nur eine Skalenstufe. Diese Verbindlichkeit stärkte das Vertrauen in die Marke WEINWISSER und setzte einen Standard, wie man mit Kritik umgeht: klar, ehrlich, begründet.
Giuseppe Lauria stärkte zugleich das Netzwerk der Fachautoren und Regionalexperten. Das Redaktionsteam blieb das Zentrum, doch es wurde ergänzt durch Autoren, die die Weinwelt vor Ort kennen – mit Bodenkenntnis, eigener Expertise und regionalem Weitblick. Damit verband er klassische Kompetenz (Weinbau, Keller, Terroir) mit kritisch-journalistischer Distanz.
Mit seinem Abschied zum 1. April 2025, als Wolfgang Faßbender die Chefredaktion übernahm, bleibt Giuseppe Laurias Epoche als Referenz bestehen. Das Erbe: ein WEINWISSER, der nicht mehr nur vergibt, sondern erklärt; der nicht mehr nur bewertet, sondern verbindet. Und eine deutschsprachige Weinwelt, die durch diese Jahre spürbar anspruchsvoller, vielfältiger und neugieriger geworden ist.
Ein großes Dankeschön an unseren Partner, die Schlumberger-Gruppe
