
Du kennst das: Ein Glas steht vor dir, das Licht fällt hinein, der Duft erzählt schon mehr, als Worte fassen können. Aber wie viel davon verstehen wir wirklich? Genau darüber spreche ich in der neuen Episode mit Giuseppe Lauria, einem der präzisesten und zugleich sensibelsten Weinkritiker unserer Zeit. Er ist jemand, der Wein nicht als Produkt betrachtet, sondern als Sprache, die gelernt, gehört und respektiert werden will.
Giuseppe Lauria hat in den letzten zwei Jahrzehnten Maßstäbe gesetzt. Als Chefredakteur des WEINWISSER führte er die Verkostungskultur auf ein neues Niveau – analytisch, unabhängig, immer neugierig. Heute publiziert er unter eigenem Namen beim Fine Wine Critic, wo er seine Haltung – pardon, seine Haltung im Tun – konsequent weiterführt: frei, ehrlich, detailversessen. In einer Welt, die schnelle Urteile liebt, plädiert er für Langsamkeit, Präzision und die Kunst, genau hinzuschmecken. Nicht jeder Wein braucht ein Etikett mit Punkten – manchmal genügt ein Atemzug und ein offenes Ohr.
Was mich an Giuseppe fasziniert, ist seine Doppelbegabung: journalistische Klarheit und sensorische Feinheit. Er denkt wie ein Chronist und verkostet wie ein Musiker. Im Gespräch erzählt er, warum er Blindproben liebt, wie er Vertrauen zwischen Winzern und Kritikern versteht und weshalb Geduld der eigentliche Luxus ist. Er beschreibt Reife nicht als Romantik, sondern als eine Phase des Verstehens – für den Wein genauso wie für den Menschen, der ihn trinkt. Und er erinnert mich daran, dass jeder Schluck immer auch eine Einladung ist, zu bleiben.
Wir sprechen darüber, was Unabhängigkeit bedeutet, wenn der Markt laut ist. Giuseppe Lauria erklärt, dass Integrität kein Stilmittel, sondern eine Arbeitsweise ist. Er steht für Transparenz, für nachvollziehbare Bewertungen, für den Mut, ein „noch nicht“ über ein „passt schon“ zu stellen. Er erzählt von Weinen, die Geduld fordern, von Jahrgängen, die Bescheidenheit lehren, und von Winzern, die Stille als Ausdruck verstehen. Wenn du zuhörst, spürst du: Hier geht es nicht um Renommee, sondern um Verantwortung.
Giuseppe verkostet Tausende Weine im Jahr – und doch verliert er nie den Blick für den einzelnen. Er sagt sinngemäß: Ein Wein ist erst dann groß, wenn er etwas von seiner Herkunft erzählt. Diese Herkunft kann Boden, Klima, Handwerk oder Haltung sein – wichtig ist, dass sie spürbar bleibt. Seine Texte und Verkostungsnotizen sind keine Etikettenbeschreibungen, sondern Porträts: respektvoll, präzise, menschlich. Und genau das hörst du in dieser Folge – zwischen jedem Satz, in jedem Lachen, in jeder Stille.
Ich verspreche dir: Nach diesem Gespräch wirst du nicht einfach anders trinken – du wirst bewusster wahrnehmen. Vielleicht wirst du merken, dass Wein mehr mit Aufmerksamkeit als mit Luxus zu tun hat. Giuseppe Lauria lädt dich ein, genauer zu hören, zu riechen, zu schmecken. Und wenn du magst, auch ein bisschen genauer hinzuschauen – auf dich selbst.
Also: Gieß dir ein Glas ein, das du magst, und drück auf Play. Ab heute weißt du, warum Kritik manchmal der schönste Ausdruck von Liebe ist.
Bleib neugierig.
Vielen Dank an die tollen Produzenten, die uns in dieser Folge begleiten und diese unterstützen
