
Morgen sprechen wir über eine Frau, deren Name im Kaiserstuhl wie ein leiser Glockenton klingt – präzise, warm, unverkennbar. Melanie Wagner, Sommelière im Schwarzen Adler Oberbergen, steht seit Jahren für eine Form von Weinverständnis, die gleichermaßen konzentriert wie leichtfüßig ist. Und heute, einen Tag vor dem Release unserer neuen Podcastfolge, möchte ich Dich ein wenig vorbereiten – nicht inhaltlich im Sinne von „Spoiler“, sondern atmosphärisch. Denn bei Melanie muss man die Türen nicht aufstoßen, man öffnet sie wie eine alte, gut geölte Kredenz: mit einem Geräusch, das etwas verspricht. Und hält.
Du kennst den Schwarzen Adler, vielleicht aus Erzählungen, vielleicht aus einem jener Abende, an denen die Zeit kurz stehen bleibt. Ein Haus, das in seiner langen Geschichte nie zum Museum erstarrt ist, sondern die Bewegung sucht: in der Küche, im Service, im Keller. Die Handschrift des Weinguts Franz Keller ist überall spürbar – burgundisch gedacht, kaiserstuhlig geerdet, und mit dieser fast unverschämten Selbstverständlichkeit, mit der gereifte Weine dort nicht als Rarität, sondern als Kulturtechnik verstanden werden. Genau hier setzt Melanie an: Sie kuratiert nicht einfach eine Weinbegleitung, sie choreografiert einen Abend.
Und genau darüber sprechen wir. Über die Art, wie sie die Linie eines Menüs liest, die Temperatur eines Gastes wahrnimmt, das richtige Glas nicht wählt, sondern erspürt. Über ihre Überzeugung, dass ein Wein – gerade am Kaiserstuhl – immer zwei Geschichten erzählt: die über die Hand, die ihn gemacht hat, und die über die Landschaft, die ihn möglich machte. Ich verspreche Dir: Wenn Melanie erklärt, warum ein Spätburgunder aus Oberbergen niemals so schmeckt wie einer aus Oberrotweil, dann wirkt das nicht wie Fachuntericht, sondern wie ein gutes Theater – pointiert, lebendig, ein bisschen unerwartet.
Natürlich sprechen wir auch über gereifte Weine. Und Du wirst merken, wie sehr sie diesen Teil des Kellers liebt: die Flaschen, die mehr gesehen haben als wir; die jahrzehntelangen Augustnächte, die ganz leise in ihnen stecken. Melanie beschreibt das nicht romantisch, sondern präzise, fast technisch, und trotzdem sitzt man davor wie ein Kind im Planetarium. Es ist diese Mischung – Kompetenz mit Sogwirkung – die Dich morgen wahrscheinlich genauso erwischt wie mich.
Und dann: der Service. Melanie denkt Service nicht als Ablauffolge, sondern als Raum, der sich öffnet und wieder schließt. Sie spricht über Timing, über Stille, über diesen Moment, wenn ein Gast den ersten Schluck nimmt und sie im Bruchteil einer Sekunde spürt, ob etwas in Resonanz geht. Ich habe selten jemanden erlebt, der so unaufgeregt und gleichzeitig so aufmerksam über das Arbeiten im Gastraum spricht. Vielleicht liegt es daran, dass sie weiß, wie viel Verantwortung eine Weinbegleitung trägt. Sie führt Dich, ohne Dich zu drängen. Sie überrascht Dich, ohne zu zeigen, dass sie es kann.
Und genau deshalb freue ich mich so sehr auf morgen. Diese Folge hat eine Klarheit, die man nicht produzieren kann. Sie entsteht nur, wenn jemand da sitzt, der wirklich etwas zu erzählen hat – und es nicht nötig hat, laut zu werden. Also: Stell Dir ein Glas bereit, egal welches. Du wirst es sowieso wechseln wollen, sobald Melanie beginnt, über Glasformen zu sprechen.
Morgen geht’s los. Und ich verspreche Dir: Der Kaiserstuhl wird danach ein kleines bisschen anders klingen.
Ein ganz großes DANKESCHÖN an unseren Partner, die Schlumberger-Gruppe für die Unterstützung

