
Der Fine Wine Guide von Giuseppe Lauria ist kein weiteres Weinmagazin – er ist ein Distinktionsversuch, ein Denkraum und zugleich eine Schnittstelle zwischen Weinliebe und Weinverstehen. Während herkömmliche Formate oft in Konkurrenz um Aufmerksamkeit treten, setzt Lauria auf Tiefe, Konsequenz und Transparenz. Das Besondere: Er bringt die verborgenen Impulse der Weinwelt zur Sprache – ohne Effekthascherei, aber mit klarer Haltung (im Tun).
1. Von der Masse zur Klasse – selektive Ausrichtung
Der Fine Wine Guide richtet sich nicht an alle, sondern an jene, die Wein als Erlebnis und Erkenntnis begreifen wollen. Statt Quantität stehen sorgfältige Auswahl und thematische Schwerpunkte im Fokus. Lauria konzentriert sich auf „Fine Wines“ – solche, die Tiefe, Ausdruck und Entwicklungsfähigkeit zeigen. Das ermöglicht ein Format, das nicht in Oberfläche versinkt, sondern sich bewusst in den Zwischenräumen bewegt.
2. Transparenzerzählung statt Bewertungsschelle
Ein Markenzeichen des Guides ist die erklärende Herangehensweise. Bewertungen werden nicht als abschließende Urteile präsentiert, sondern als Resultate nachvollziehbarer Kriterien. Jede Note, jede Einschätzung wird begleitet von Argumenten, bei denen Terroir, Klima, Kellerentscheidungen und sensorische Wahrnehmung verschränkt werden. Kein mystisches Prädikat – sondern ein Ansatz, der Kommunikation zwischen Leser, Winzer und Kritiker fördert.
3. Globale Perspektive mit lokalem Sinn
Lauria bringt den Blick in internationale Weinregionen, ohne den Bezug zu regionalen Besonderheiten zu vernachlässigen. So öffnet der Guide Horizonte für Weine aus Bordeaux, Burgund, Südafrika oder Sizilien – aber bleibt sensibel gegenüber Boden, Mikroklima und Traditionen. Der Anspruch lautet: global zu sein, ohne austauschbar zu werden.
4. Erfahrung trifft Verbindlichkeit
Dass Lauria in seiner Laufbahn viele Jahre Chefredakteur des WEINWISSER war, wirkt bis heute nach – als Erfahrungsschatz, als redaktionelles Rückgrat. Sein Know-how ermöglicht einen Formatanspruch, der nicht nach Selbstinszenierung, sondern nach als solide Basis wirkt. Der Fine Wine Guide ist kein Schnellschuss, sondern die Fortsetzung eines verantwortlichen Pathos: Der Kritiker, der Verantwortung übernimmt für das, was er veröffentlicht.
5. Gestaltung als Medium der Wahrnehmung
Technisch und gestalterisch verfolgt der Guide eine klare Sprache: reduzierte Layouts, sorgfältig komponierte Texte, Resonanzräume statt Überfüllung. So wird Lesen: eine Pause, ein Nachdenken, ein Gast im Sinne. Der Leser bekommt Raum, nicht Reize. Die Form folgt dem Respekt vor dem Inhalt.
6. Dialog mit Winzern und Publikum
Nicht zuletzt wirkt der Guide als Forum. Winzer werden nicht nur beurteilt, sondern eingeladen, sich zu äußern – zu Entwicklungen, Zwischentönen, Irrtümern. Der Leser wird eingeladen, Fragen zu stellen, Perspektiven zu teilen. Der Fine Wine Guide ist kein abgeschlossener Vortrag, sondern ein offenes Feld, in dem Wein diskutiert werden darf, nicht nur bewertet.
In einer Zeit, in der viele Weinführer nur noch Rankings liefern, setzt Giuseppe Lauria mit dem Fine Wine Guide auf Substanz statt Signalwirkung, auf Erschließung statt Etikettierung. Wer hier mitliest, verliert das Gefühl, ein Stück Komplexität zu verschlucken – und gewinnt das Vertrauen, auch das Unbekannte zu würdigen. Dieser neue Ansatz mag elitär erscheinen – doch er ist in Wahrheit eine Einladung: an jene, die Wein nicht nur lieben, sondern auch verstehen wollen.
Vielen Dank an die tollen Weingüter, welche uns bei dieser Episode zur Seite stehen.
