Während der Episode verkosten wir vier außergewöhnliche Weine:
2019 CABERNET SAUVIGNON — SILVER OAK CELLARS, NAPA VALLEY
Das Glas & der erste Eindruck
Du gießt ein tiefes, fast undurchsichtiges Rubin-Schwarz ein; die Viskosität kündigt Konzentration an. In der Nase: schwarze Johannisbeere, Cassis-Konfitüre, geröstete Kaffeebohnen, etwas dunkle Schokolade und ein Hauch Vanille-Eichenholz. Am Gaumen satt, üppig, mit samtigen Tanninen, reifer schwarzen Frucht, pfeffrigen Kräutern und einem langen, mundfüllenden Abgang.
Die Story hinter dem Etikett
Silver Oak wurde 1972 von zwei Kaliforniensommeliers gegründet, Randy Dunn und Justin Meyer — entstanden aus der Ambition, den besten amerikanischen Cabernet zu machen und dabei kompromisslos auf Holzeinsatz zu setzen, aber immer mit Blick auf Trinkfreude. Silver Oak ist vor allem bekannt für seinen konsequenten Fokus auf Cabernet Sauvignon und für einen sehr charakteristischen Reifeprozess — Langzeitausbau in amerikanischer und später auch französischer Eiche, der dem Wein eine markante Vanille- und Rauch-Signatur gibt. Das Weingut hat sich mit der Zeit zum Synonym für opulenten Napa-Cabernet entwickelt, dabei stets auf Langlebigkeit und Qualitätskonstanz gesetzt und eine loyale Sammlergemeinde aufgebaut.
Weinbereitung & Stil
Silver Oak arbeitet traditionell mit sorgfältiger Parzellenwahl, späterer Lese zur optimalen Phenolreife und einer kontrollierten Maischeführung. Der Ausbau in großen Eichenfässern (oft amerikanische Eiche) verleiht Textur, während moderne Önologie für Balance sorgt. Der 2019er vereint Reife (wegen warmer Jahrgänge), aber dank kühler Nächte die Frische, die für Napa-Cabernets so charakteristisch ist.
Warum dieser Wein so funktioniert
Er ist ein Statement: kraftvoll, aber nicht plump; breit gebaut, aber mit ausreichender Säure und Struktur für Reifepotenzial. Wenn Du gern einen Cabernet trinkst, der sowohl sofort beeindruckt als auch Jahre reifen kann, bist Du hier richtig.
Pairing
Geschmorter Rinderbraten mit Rosmarin, dunkle Schokoladentafeln mit hohem Kakaoanteil oder ein reifer Blauschimmelkäse — allesamt dramatisch gute Begleiter.
2019 LYNDENHURST CABERNET SAUVIGNON — SPOTTSWOODE ESTATE, NAPA VALLEY
Das Glas & der erste Eindruck
Dunkelrot mit Purpurnoten, die Nase eine Mischung aus schwarzen Kirschen, Cassis, Graphit, getrocknetem Lorbeer und einem dezenten Unterton von Tabak. Am Gaumen elegante Dichte, feinmaschige Tannine, mineralische Kante und ein präziser, fast aristokratischer Nachhall.
Die Geschichte von Spottswoode
Spottswoode ist ein derartiger Napa-Klassiker, dass sein Name sofort Respekt erzeugt. Das Estate blickt auf eine lange Geschichte zurück; es war seit dem 19. Jahrhundert in Familienbesitz, wurde später modernisiert und etablierte sich als Paradebeispiel für nachhaltigen, lauffähigen Premium-Cabernet. Das Weingut ist bekannt für biodynamische/biozertifizierte Praktiken, penible Qualitätskontrolle und eine Philosophie, die Eleganz über bloße Extraktdichte stellt. Lyndenhurst bezeichnet oft eine besondere Parzelle/Abfüllung aus dem Estate (je nach Jahrgang und Selektion variiert die Benennung) — immer aber mit dem Spottswoode-Signum: Tiefe, Finesse und integrative Balance.
Weinbereitung & Stil
Spottswoode setzt auf niedrige Erträge, selektive Ernte und schonende Extraktion. Die Reben wurzeln in kargen, gut drainierten Böden — das zwingt die Pflanzen zur Tiefe und sorgt für natürliche Konzentration. Der Ausbau in erst- und zweitbelegten französischen Barriques bringt Textur und dezente Röstnoten, ohne die Frucht zu überdecken. Das Ergebnis: ein Cabernet mit Struktur, Eleganz und Reifepotential.
Warum dieser Wein besonders ist
Im Gegensatz zu manchen Napa-Monstern wirkt dieser Wein schlanker und präziser — weniger Show, mehr Substanz. Er beweist, dass Napa nicht nur Kraft, sondern auch nuancierte Zurückhaltung schaffen kann.
Pairing
Gegrilltes Lamm, Entrecôte mit Cassis-Jus, oder auch eine kräftige Pilz-Tagliatelle – perfekte Partner, die die mineralische Seite unterstreichen.
2021 PINOT NOIR SC — MERRY EDWARDS WINERY, SONOMA COAST
Das Glas & der erste Eindruck
Ein klarer, transluzenter Rubinton — typisch Pinot. Die Nase wechselt zwischen rote Waldbeeren, Kirsche, Himbeere, frisch aufgeschnittener Rhabarber-Note und einem floralen Hauch (Veilchen). Am Gaumen geschmeidig, elegant, mit lebendiger Säure, feinen Tanninen und einer salzigen Präzision im Finish.
Die Geschichte von Merry Edwards
Merry Edwards ist eine Ikone — eine der Pionierinnen in Kalifornien, die Pinot Noir auf höchstes Niveau gebracht hat. In Sonoma lebend, baute sie über Jahrzehnte ein Portfolio auf, das Chardonnay und Pinot in hohem Qualitätsstandard repräsentiert. Merry Edwards Winery steht für kompromisslose Vineyard-Selection, oft kühle Lagen mit Nebeleinfluss (ideal für Pinot), und eine Winemaking-Philosophie, die Frische und Terroir-Ausdruck in den Vordergrund stellt. Merry selbst ist für ihre Leidenschaft, ihr sensorisches Gespür und ihr Engagement für nachhaltige Weinbergsarbeit berühmt.
Weinbereitung & Stil
Die SC-Bezeichnung (Site-Code o.ä. je nach Jahrgang) signalisiert meist eine spezifische Vineyard-Selektion oder eine besondere Cuvée aus Sonoma Coast Lagen. Pinot wird hier mit minimalinvasiven Methoden vinifiziert: sanfte Maischekontaktzeiten, kontrollierte Vergärung, Ausbau in kleinen französischen Fässern mit moderatem Eicheneinsatz. Ziel: Reinheit, Transparenz und Finesse.
Warum dieser Wein strahlt
2021 bringt die Balance: reife Frucht dank warmer Jahrgangsanteile, gleichzeitig erhaltene Frische durch kühle Nächte. Merry Edwards-Pinot ist kein lauter Wein; er ist raffinierter Gesprächspartner—intim, präzise, sehr „sit-down-and-listen“.
Pairing
Gebratene Entenbrust mit Sauerkirsch-Reduktion, gebratener Lachs mit Kräutersauce oder ein cremiges Pilzrisotto — klassische Matches, die den delikaten Pinot-Charakter feiern.
QUARTET BRUT — ROEDERER ESTATE, ANDERSON VALLEY
Das Glas & der erste Eindruck
Kristallklar mit feiner Perlage, die in einem anhaltenden Strom aufsteigt. Die Nase: grüne Apfelnoten, Zitrus-Schale, Brioche-Krume, geröstete Mandeln. Am Gaumen prickelnd, frisch, mit cremiger Textur und eleganter Mineralität; das Mousseux ist seidig, das Finish trocken und sauber.
Die Geschichte von Roederer Estate
Roederer Estate ist die kalifornische Tochter des renommierten Champagne-Hauses Louis Roederer. Seit den 1980er Jahren investiert das Haus in Anderson Valley und Sonoma, um Schaumweine nach Champagner-Prinzipien zu erzeugen — kühle Lagen, spät gelesene Trauben, traditionelle Flaschengärung (Méthode Champenoise) und langer Hefekontakt. Das Ergebnis ist ein kalifornischer Schaumwein mit Burgunder-Feinheit und dem Anspruch, terroirbetonte Eleganz zu liefern. Quartet Brut ist eine Cuvée, die oft Chardonnay und Pinot Noir (und ggf. Pinot Meunier oder andere Komponenten) verbindet — Ausdruck von Feinheit, Länge und Balance.
Weinbereitung & Stil
Roederer Estate praktiziert akribische Selektion, kühle Vergärungen, lange Hefelagerzeiten und konsequente Dosage-Steuerung. Anderson Valley bringt die nötige Frische und Säure. Der Quartett Brut zeigt die Fähigkeit Kaliforniens, Schaumweine auf hohem Niveau zu erzeugen — mit der Struktur und Cremigkeit, die traditionell mit Champagner assoziiert werden.
Warum dieser Schaumwein so bemerkenswert ist
Weil er die Brücke schlägt: europäische Technik trifft kalifornisches Terroir. Er hat die Frische für Aperitif-Momente, die Substanz für Food-Pairing und die Eleganz für festliche Akzente.
Pairing
Austern, gebeizter Lachs, leichte Meeresfrüchte-Platten oder als Kontrapunkt: frittierte Vorspeisen — alles glänzt neben dieser Perlage.
Abschließende Gedanken
Vier Weine — vier Geschichten: Silver Oak steht für kraftvollen Napa-Classicism; Spottswoode für feine Napa-Eleganz mit biodynamischem Ethos; Merry Edwards für den poetischen, terroirgetriebenen Pinot; Roederer Estate für kalifornische Schaumwein-Exzellenz mit Champagner-Ambitionen. Jeder Wein bringt nicht nur Aromen und Texturen, sondern auch ein Stück Geschichte, Kultur und handwerklicher Entscheidung ins Glas. Prost — und genieße jede einzelne Nuance.
Danke an diese Produzenten, für so außergewöhnliche Weine
