
Christina Hilker braucht keine Bühne. Sie braucht ein Glas, ein Gespräch und ein Gegenüber, das zuhört. Als eine der profiliertesten Sommelièren Deutschlands hat sie den Wandel ihres Berufs nicht nur beobachtet, sondern geprägt. In einer Welt, in der heute alkoholfreie Speisebegleitungen ebenso gefragt sind wie früher der Zigarrenservice, bleibt sie präzise, wach und souverän. Ihr Blick ist geschärft, ihre Haltung fundiert.
Die Anforderungen an einen Sommelier haben sich gravierend verändert. Wo früher das klassische Pairing mit Bordeaux dominierte, ist heute ein Sake zur vegetarischen Küche gefragt. Hilker reagiert nicht nur auf Trends – sie gestaltet sie mit. Besonders der alkoholfreie Bereich erfordert Kreativität, Wissen und ein sensibles Gespür für Kombinationen. Wer mit ihr spricht, merkt: Hier wird nichts beliebig. Hier wird überlegt, was zusammenpasst – und warum.
Christina Hilker spricht über das Elsass mit einer Klarheit, die auf Erfahrung beruht. Sie hat dort nicht nur verkostet, sondern gereist, gesprochen, verstanden. Pinot Noir ist für sie kein Modetrend, sondern eine stille Revolution. Gewürztraminer keine Altlast, sondern eine Stärke. Und Pinot Gris? Der braucht Essen – sonst bleibt er unvollständig. Das Elsass ist für sie nicht romantisches Sehnsuchtsziel, sondern ein Ort für lebendige Speisebegleitung, komplexe Aromen, und: große Zukunft.
Doch Hilker bleibt nicht im Gewohnten stehen. Sie denkt Wein ganzheitlich – von der Herkunft bis zum Glas. Glasqualität ist für sie ebenso entscheidend wie die Temperatur oder das Setting. Sie betont die Rolle der Blindprobe, nicht als Spiel, sondern als essenzielle Methode, sich dem Wein neu zu nähern – frei von Erwartung, frei von Etikett.
Im Gespräch wird klar: Sie führt, ohne aufzutreten. Ihre Überzeugungen beruhen auf Erfahrung, nicht auf Lautstärke. Sie ist jemand, der sich Zeit nimmt, um Weine zu verstehen – und Momente, um Menschen zu begegnen. Für sie entsteht Erinnerung nicht durch Namen, sondern durch das, was bleibt: Gespräche, Geste, Geschmack.
Christina Hilker glaubt an Nachwuchsförderung, an Fragestellen, an Weitergabe. Cidre und Poire sind für sie keine Nische, sondern Impulsgeber. Chasselas? Haute Couture der Weinwelt. Und ein Kult-Edelzwicker? Warum nicht. Ihr Blick ist weit, ihr Urteil klar.
Heute erscheint das ganze Gespräch mit Christina Hilker im SOMMELIER-Podcast. Ein Porträt, das inspiriert – durch Sachlichkeit, Tiefe und das, was sie selbst lebt: Haltung, ohne sie auszustellen.
Den Weingütern, die diese Episode begleiten und unterstützen, ein großes Dankeschön
