
Es gibt Begegnungen, die bleiben – nicht, weil sie laut sind, sondern weil sie Tiefe hinterlassen. Das Gespräch mit Giuseppe Lauria, dem Gründer und Chefredakteur von Fine Wine Critic, gehört genau in diese Kategorie. Man spürt bei ihm jene seltene Ruhe, die entsteht, wenn jemand nicht beeindrucken, sondern verstehen will. Er spricht nicht über Wein, als wäre er ein Gegenstand, sondern als wäre er ein Lebewesen, das man ernst nehmen sollte – empfindsam, verletzlich, voller Nuancen.
Giuseppe Lauria verkörpert eine Art von Kritik, die längst aus der Mode geraten schien: präzise, respektvoll, von Verantwortung getragen. Neun Jahre lang prägte er als Chefredakteur den WEINWISSER, bevor er mit dem Fine Wine Critic ein Format schuf, das seine eigene Sprache spricht. Diese Sprache ist frei von Übertreibung, aber reich an Bedeutung. Er bewertet nicht, um zu richten – er beschreibt, um zu vermitteln. Dabei bleibt er stets nah am Ursprung, an der Wahrheit eines Weins, die in Boden, Klima, Handwerk und Mensch verwurzelt ist.
Im Podcast spürte man sofort, dass Giuseppe kein Mann der Floskeln ist. Seine Antworten sind klar, manchmal fast ungeschminkt, doch immer durchdrungen von Respekt. Er nimmt die Stille zwischen zwei Fragen so ernst wie das Geräusch, wenn ein Korken sich löst. Und er beweist, dass der schönste Teil der Kritik darin liegt, dem Gegenüber Raum zu geben – dem Winzer, dem Wein, dem Zuhörer. Vielleicht ist das die wahre Kunst: urteilen, ohne zu zerstören.
Seine Haltung – und hier ist das Wort unausweichlich – ist die eines Chronisten mit Empathie. Er schaut nicht auf Weine herab, sondern in sie hinein. Er liest sie, als wären sie Biografien, in denen Fehler, Brüche und Reife gleichermaßen Platz haben. Dass er sich mit dem Fine Wine Critic unabhängig gemacht hat, wirkt wie eine logische Konsequenz: weniger System, mehr Substanz. Ein Format, das frei atmen darf, weil es nicht verkaufen, sondern erklären will.
Was Giuseppe besonders auszeichnet, ist die Balance zwischen Wissen und Wahrnehmung. Er vertraut auf Erfahrung, aber auch auf Intuition – zwei Kräfte, die in der heutigen Schnelllebigkeit selten gemeinsam auftreten. Er erinnert daran, dass Wein kein Wettbewerb ist, sondern ein Dialog. Und dass das größte Lob manchmal in einem schweigenden Nicken liegt, nicht in einem Punktesystem. Im Gespräch wird klar: Er hat kein Interesse an Perfektion, sondern an Persönlichkeit.
Wir sind dankbar, dass er jetzt zur Podcastfamilie gehört – nicht als Gast, sondern als Stimme, die bleibt. Sein Besuch hat Spuren hinterlassen: Gedanken, die nachhallen, Sätze, die man zweimal hört, und dieses Gefühl, dass Wein plötzlich mehr mit Haltung zu tun hat als mit Prestige. Giuseppe Lauria zeigt, dass wahre Größe leise beginnt – mit einem offenen Ohr, einem klaren Blick und einem ehrlichen Glas.
Vielleicht ist das, was wir aus dieser Begegnung mitnehmen, genau das: Kritik kann Zuneigung sein, wenn sie auf Verstehen zielt. Und Wein kann Schule sein – für Geduld, für Demut, für Neugier. Man muss nur zuhören.
Vielen lieben Dank, an die besonderen Produzenten, dank derer wir diese Episode gestalten durften
