
Heute erscheint unsere Folge mit Marie Christin Baunach, Sommelière im Restaurant Überfahrt am Tegernsee – und ich verspreche Dir: Es ist eine Stunde, die Dich ruhiger macht, ohne Dich zu bremsen. Wir sprechen über Empfehlungen, die nicht beeindrucken wollen, sondern befreien. Über die Kunst, zuzuhören, bevor man einschenkt. Und darüber, warum ein „Nein“ zum richtigen Zeitpunkt die großzügigste Form der Gastfreundschaft sein kann.
Die Bühne: ein Haus, das 2024 neu aufgesetzt wurde und 2025 den Stern erhielt – unter Küchenchefin Cornelia Fischer, deren Küche das Regionale ernst nimmt und das Weltläufige spielerisch integriert. „Local Heroes – global flavors“ ist dort kein Slogan, sondern Arbeitsauftrag: Produkte, die Wurzeln haben; Techniken, die Türen öffnen; Leichtigkeit ohne Leichtsinn. Wenn Du wissen willst, wie das klingt: Es ist die Sorte Abend, nach der Du den See anders hörst.
Marie ist in diesem Gefüge die Stimme aus dem Glas. Der Michelin-Guide nennt ihre Weinempfehlungen „treffsicher“ – und das trifft es: Präzision ohne Pedanterie, Sicherheit ohne Starrheit. Sie erklärt, wie man Textur, Temperatur und Takt als Werkzeuge nutzt und warum Bitterkeit in alkoholfreien Begleitungen eine Freundschaft mit der Süße eingehen darf. Es geht nicht um Ersatz, sondern um ein eigenes Dramabogen-Gefühl; nicht um Verzicht, sondern um eine zweite Sprache des Genusses. Wenn Du bisher dachtest, alkoholfrei sei die B-Seite, wird diese Folge Dein Tracklisting ändern.
Damit Du Maries Kompass verstehst: Bevor sie an den Tegernsee zurückkam, verantwortete sie den Keller des Schweizerhofs in Bern. Dort lernte sie, mit Geduld zu kuratieren und mit Klarheit zu sprechen – beides hörst Du in jeder ihrer Antworten. Und ja, wer im Wettbewerb vorn landet, weiß, was Training bedeutet: 2018 wurde sie beim Meininger-Nachwuchssommelière-Wettbewerb Zweite. All das ist nicht Status, sondern Werkzeug: Sorgfalt, die ankommt, ohne zu erklären, dass sie da ist.
Wenn Du die Folge hörst, achte auf die leisen Sätze. Auf Stellen, an denen ein „Heute nicht“ die beste Entscheidung ist. Auf Momente, in denen ein Wasserglas plötzlich wichtig wird, weil es die Zunge kalibriert und den nächsten Schluck ehrlicher macht. Ich habe am Ende gefragt, was bleibt, wenn alles passt. Maries Antwort ist keine Pointe, sondern eine Praxis: Du gehst leichter, als Du gekommen bist.
Das wünsche ich Dir für heute. Drück auf Play, setz Dich an Dein inneres Seeufer und gib der Stille kurz das Wort. Danach darf der Wein sprechen – ob mit oder ohne Prozent. Und wenn Du beim Hören spürst, dass Dir jemand Arbeit abnimmt, dann liegt es daran, dass hier viele Menschen sehr gut zugehört haben, bevor sie entschieden. Genau so soll Gastronomie klingen.
Ein großes Dankeschön für die Unterstützung dieser Episode und des Formates

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